Dumme Idee? Definitiv!
"Lass und die Zugspitze besteigen, im Frühjahr, mit Anfänger!" sagte Lena.
Was kann dabei schon schief gehen?
Die Route: über den Stopselzieher von Ehrwald aus rauf und dann über das Gatterl wieder runter. Alles in unter 14 Stunden.
Route
Freitag auf der Anfahrt haben wir zunächst bestes Wetter, später am Tag regnet es in Strömen. Samstag morgen ist der Himmel bewölkt, Nebel hängt in den Bergen, es hat nur knapp über 0 Grad.
Kein Problem, wir starten. Mit dem Auto um 3.30 Uhr von Garmisch nach Ehrwald und dann um 4 Uhr zu Fuß weiter in Richtung Gipfel.
Zunächst folgen wir der Straße durch Ehrwald und biegen bald auf einen Waldweg ab. Dieser endet an einer schwarzen Skipiste, welche wir uns rauf quälen. Die Piste geht über in ein Geröllfeld.
Erst langsam ansteigend, hin und wieder durch Gebüsch hindurch, immer auf der Suche nach dem richtigen Weg. Mittlerweile ist der Nebel so dick, dass wir kaum noch was sehen und eng zusammen bleiben müssen, damit wir uns nicht gegenseitig verlieren.
Aufgeben? Umdrehen? Solche Gedanken kommen uns gar nicht...
Weiter hinauf geht es. Umso höher wir kommen, umso lichter wird der Nebel. Irgendwann befinden wir uns zwischen zwei Wolkenschichten und genießen kurz die Aussicht. Es zeigt sich uns sogar ein gefälschtes Matterhorn.
Weiter hinauf geht es. Immer mehr Schnee liegt auf unserem Weg. Vorbei geht es an einem alten Gebäude. Skilift oder Militäranlage?
Über Stock und Stein, über Schnee und Felsen. Ein Schild zeigt uns die Richtung, wir befinden uns nun auf dem Georg-Jäger-Weg.
Klettern und Krabbelnd kommen wir voran, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind, ist nicht ganz klar. Wir kommen an einem alten Klettersteig vorbei und nutzen das Drahtseil als Hilfe (auch wenn es verrostet ist und kaum noch Sicherungen existieren).
Gegen 8 Uhr entscheiden wir uns dazu die Steigeisen und Gurte anzuziehen und in die Seilschaft zu gehen. Der Schnee wird immer tiefer, die Bergflanke immer steiler.
Über uns fährt die erste Gondel auf den Berg. Im Schneckentempo arbeiten wir uns voran, die verschneite Bergflanke, hinauf und hinauf. Für Flo, Erik und Oli ist es das erste Mal in der Seilschaft, Jonathan hat auch noch nicht allzu viel Erfahrung. Erik hatte schon mal Steigeisen an, Oli und Flo nicht. Beste Voraussetzungen also.
Normalerweise braucht man ca. 2-3 Stunden zur Wiener Neustätter Hütte, wir brauchen 6. Um 10 kommen wir also an der verschneiten und verlassenen Hütte an und machen eine kurze Frühstückspause.
Von der Hütte aus geht es weiter über den österreichischen Schneekarfener und zum Einstieg in den Stopselzieher.
Der Stopselzieher ist im Sommer ein einfacher A/B Klettersteig, der einen in weiteren 2-3h auf den Gipfel führt.
Für uns ist der Einstieg schwer zu finden, alles voller Schnee und Eis, das Drahtseil kaum sichtbar.
Lena und Jonathan gehen vor, prüfen den Schnee und verschiedene Möglichkeiten.
Der Part, dem der Stopselzieher seinen Namen verdankt - eine kleine Höhle, welche durchklettert werden muss - ist voller Eis. Im Sommer kann man aufrecht durch die Höhle gehen und mit Hilfe einer Eisenleiter aufsteigen.
Wir finden die Höhle verschneit vor. Zwischen Schnee, Eis und der Decke ist gerade noch genug Platz, damit wir kriechend durchkommen.
Alle schaffen es erfolgreich und ohne Verluste durch die Höhle - vielleicht nicht allzu elegant.
Nach der Höhle zieht wieder Nebel auf, zuerst nur leicht. Das Drahtseil ist immer nur noch teilweise zu sehen.
Wo immer es geht sichern wir uns.
Schließlich kommen wir an eine steile Stelle, wo kein Drahtseil mehr sichtbar ist (Im Sommer ist diese Stelle nicht steil, aber in der Senke liegt sehr viel Schnee).
Mittlerweile haben wir Minusgrade und ein eisiger Wind weht.
Lena läuft am Seil vor, versuch eine Möglichkeit zu finden die Anderen zu sichern - nicht wirklich erfolgreich.
Schließlich werden wir von zwei Männern überholt, die uns sagen, dass wir uns beeilen müssen. In unserem Tempo und wenn wir uns überall sichern kommen wir nicht rechtzeitig für die letzte Gondel oben an - so ihre Aussage.
Sie sind wohl um 6 in München gestartet und wollen noch absteigen...
Schweren Herzens lassen wir das mit dem Sichern und arbeiten uns weiter voran. So ganz wohl fühlen wir uns dabei nicht...
Der Nebel wird immer dichter, die Luft immer kälter.
Gegen 12 Uhr schaffen wir an die Deutsch-Österreichische Grenze, welche hier auf einem Grat verläuft.
Bei der schlechten Sicht müssen wir uns kurz orientieren in welche Richtung es weiter geht.
Von hier braucht man normalerweise ca. 30 Minuten bis auf die Gipfelplattform. Wir brauchen über 1h.
Die Gipfelplattform haben wir dafür fast für uns selbst. Minus 12 Grad, kaum Sicht und ein eisiger Wind halten die Touristen fern.
Wir genießen die Ruhe und trinken unser Gipfelbier.
Lange halten wir es allerdings nicht aus - viel zu kalt.
Also machen wir uns auf in Richtung Gipfelkreuz. Im Sommer führt eine Leiter von der Plattform nach unten und eine weitere Leiter wieder hinauf zum Kreuz. Im Winter davon keine Spur.
Wir überlegen uns kurz uns abzuseilen - so ein Gipfelfoto muss ja schließlich sein - entscheiden uns dann aber dagegen.
Eigentlich wollten wir ja noch über das Gatterl absteigen. Mittlerweile ist es 14.30 Uhr.
Wir begutachten den Weg auf das Zugspitzplatt - ziemlich steil und ziemlich viel Schnee. Nahezu unmöglich.
Wir überlegen mit der Gondel auf das Zugspitzplatt hinunter zu fahren und von dort aus weiter zugehen.
Eigentlich hatten wir knappe 6h bis auf den Gipfel eingerechnet und knappe 6h wieder runter. Wir haben allerdings 10h auf den Gipfel gebraucht - 10 anstrengende Stunden.
Das Personal der Tiroler Zugspitzbahn erklärt uns, dass der Abstieg über das Gatterl nahezu unmöglich ist, viel zu viel Schnee. Sie wären schon überrascht, dass wir es raufgeschafft haben und nicht von der Bergrettung gerettet werden mussten.
Die Vernunft gewinnt am Ende und fahren mit der überteuerten Gondel zurück nach Ehrwald und laufen dann noch den Rest zum Auto zurück.
Am Auto sind wir gegen 17 Uhr.
Fazit: die Zugspitze ist normalerweise ein einfach zu besteigender Berg, der Stopselzieher im Sommer auch für Kinder geeignet. Im Winter ist der Aufstieg mühselig und gefährlich. Es war sicher nicht schlau mit Anfängern im Winter auf die Zugspitze zu steigen, aber definitiv eine lehrreiche Erfahrung.
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Stupid idea? Definitive!
"Let's climb the Zugspitze, in spring, with beginners!" said Lena. What can possibly go wrong?
The route: up from Ehrwald via the stopper puller and then down again via the Gatterl. All in less than 14 hours.
Friday on the journey we initially have the best weather, later in the day it rains cats and dogs. Saturday morning the sky is cloudy, fog hangs in the mountains, it's just over 0 degrees.
No problem, let's start. By car at 3.30 a.m. from Garmisch to Ehrwald and then at 4 a.m. on foot towards the summit.
First we follow the road through Ehrwald and soon turn onto a forest path. This ends at a black ski slope, which we struggle up. The slope turns into a scree field.
First slowly uphill, now and then through bushes, always looking for the right way. The fog is so thick now that we can hardly see anything and have to stay close together so we don't lose each other.
Give up? Turn around? Such thoughts never occur to us...
Further up we go. The higher we get, the lighter the fog becomes. At some point we find ourselves between two layers of cloud and briefly enjoy the view. We even see a fake Matterhorn.
And further up we go. More and more snow is on our way. We pass an old building. Ski lift or military installation? Over hill and dale, over snow and rocks. A sign shows us the direction, we are now on the Georg-Jäger-Weg.
Climbing and crawling we make progress, whether we are really on the right path is not entirely clear. We pass an old via ferrata and use the wire rope as a help (even if it is rusted and there are hardly any safety devices left).
Around 8 a.m. we decide to put on the crampons and harnesses and go into the rope team. The snow is getting deeper and the mountain flanks are getting steeper. The first gondola drives up the mountain above us. We work our way forward at a snail's pace, up and up the snow-covered mountain flank. For Flo, Erik and Oli it's the first time in the rope team, Jonathan doesn't have that much experience either. Erik has had crampons on, Oli and Flo have not. So the best conditions.
Normally it takes about 2-3 hours to the Wiener Neustätter Hütte, we need 6. So at 10 we arrive at the snowy and deserted hut and have a short break for breakfast. From the hut we continue via the Austrian Schneekarfener and to the start of the Stoppelzieh.
In summer, the Stopselzieh is an easy A/B via ferrata that takes you to the summit in another 2-3 hours.
The entrance is difficult for us to find, everything is covered in snow and ice, the wire rope is barely visible. Lena and Jonathan go ahead, checking the snow and various options.
The part that gives the stopper puller its name - a small cave that you have to climb through - is full of ice. In summer you can walk through the cave upright and climb up with the help of an iron ladder.
We find the cave covered in snow. There is just enough space between the snow, ice and the ceiling for us to crawl through.
All make it through the cave successfully and without casualties - perhaps not too elegantly.
After the cave, fog comes up again, only slightly at first. The wire rope is still only partially visible.
Wherever possible we secure ourselves.
Finally we come to a steep place where no wire rope is visible (in summer this place is not steep, but there is a lot of snow in the valley).
In the meantime we have minus degrees and an icy wind is blowing.
Lena runs on the rope, trying to find a way to secure the others - not really successful.
Eventually we are overtaken by two men who tell us to hurry. At our pace and if we secure ourselves everywhere, we won't get up in time for the last gondola - so they say.
They probably started at 6 in Munich and still want to descend...
It is with a heavy heart that we leave the backup and continue to work our way forward. We don't feel so good about it...
The fog is getting denser, the air is getting colder.
Around 12 o'clock we make it to the German-Austrian border, which runs on a ridge here.
With poor visibility, we have to orientate ourselves in which direction to go.
From here it usually takes about 30 minutes to get to the summit platform. We need over 1h.
We almost have the summit platform to ourselves. Minus 12 degrees, hardly any visibility and an icy wind keep the tourists away.
We enjoy the peace and drink our summit beer. But we can't stand it for long - much too cold.
So we head towards the summit cross. In summer, a ladder leads down from the platform and another ladder back up to the cross. Not a trace of it in winter.
We briefly consider abseiling - after all, a summit photo has to be like this - but then decide against it.
We actually wanted to descend via the Gatterl. It is now 2:30 p.m.
We examine the path to the Zugspitzplatt - quite steep and quite a lot of snow. Almost impossible.
We are considering taking the gondola down to the Zugspitzplatt and going further from there.
Actually, we had calculated almost 6 hours up to the summit and almost 6 hours down again. However, it took us 10 hours to get to the summit - 10 exhausting hours.
The staff of the Tiroler Zugspitzbahn explains to us that the descent over the Gatterl is almost impossible, far too much snow. You'd be surprised we made it up and didn't have to be rescued by mountain rescue.
Reason wins in the end and we take the overpriced gondola back to Ehrwald and then walk the rest of the way back to the car.
We'll be at the car around 5 p.m.
Conclusion: the Zugspitze is usually a mountain that is easy to climb, the stopper puller is also suitable for children in summer. In winter, the ascent is difficult and dangerous. It certainly wasn't smart to climb the Zugspitze with beginners in winter, but it was definitely an educational experience.
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