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Glacier of Deception (Mal wieder Wildspitze)

 Am 28.10.22 geht es für uns früh morgens auf in Richtung Pitztal - zur Talstation des Tiroler Gletscher Expresses. 

Wir lassen erst einmal alles im Auto - außer die Ski natürlich. Wir haben uns Tourenskisets geliehen und wollen morgen die erste Skitour der Saison machen (die erste Skitour für Oli und Erik überhaupt). 

Der Gletscher Express bringt uns in 8 Minuten auf 2600 Meter. Die Sonne scheint, es sind bereits um 9 plus 3 Grad. Die Pisten sind präpariert und es liegen 60cm Schnee - man sieht aber, dass es zu warm ist. Abseits der Piste liegt deutlich weniger Schnee, die natürliche Schneegrenze ist bei knapp 2700 Metern. 

Mit der nächsten Gondel geht es weiter rauf auf über 3000 Meter. Von hier sieht man auch schon das Ziel Sonntag - Die Wildspitze. 

Zunächst fahren wir uns ein, lernen die ungewohnten Ski kennen. Die Tourenski sind länger und breiter, haben einen größeren Radius als unsere normalen Ski. 

Es läuft erstaunlich gut und macht unglaublich viel Spaß. 

Ab 11 Uhr wird der Schnee allerdings matschig und sulzig. Also fahren wir mit dem Gletscher Express wieder runter, machen Mittag und packen unsere Sachen. 

Mit Rucksack geht es dann wieder hinauf. Abfahren bis zum Schnee Ende und dann mit Ski auf dem Rücken zur Braunschweiger Hütte. 

Wir verlaufen uns direkt und müssen wieder zurück zum Ausgangspunkt. Schließlich gehen wir dann doch über die gesperrte Straße und tasten und langsam vor in Richtung Gletscherzunge. 



Kleinere Spalten umgehend überwinden wir die Gletscherzunge (ohne Ausrüstung - nicht nachmachen) und kommen an dieser Leiter an. Die Leiter hoch und weiter über Geröll, Eis und Matsch hinauf und hinunter zur Braunschweiger Hütte. 

Der Winterraum ist schnell gefunden und mutet auch ganz idyllisch an. Leider gibt es keinen Strom. Eine kurze Suche zeigt einen gut geschützten Dieselgenerator - aus. Naja dann gibt es halt keinen Strom. 

Schnell wird es kalt und wir machen den Ofen an. Fehler. Schwarzer Rauch qualmt aus dem Ofenrohr, der Aufenthaltsraum in Sekunden verraucht. Das Problem scheint bekannt, da der Rauchmelder bereits abgeklebt ist. 

Wir machen die Fenster auf und denken nach. Es ist zu spät, um abzusteigen, zu spät, um eine andere Hütte zu suchen.

Also Ofen weiter anfeuern, alle Fenster auf, Tür zum Schlafsaal zu und hoffen. 

Der Rauch ist dick, kratzt in der Lunge. Wir wickeln uns in Decken und kauern uns am Ofen zusammen. Langsam wird der Rauch weniger und wir trauen uns die Fenster zu schließen. 

Vielleicht haben wir ja Glück. 

Schnee schmelzen fürs Abendessen und dann immer noch frierend am Ofen sitzend den Couscous genießen. Vielleicht ein bisschen arg rustikal...

Die Rauchsituation wird langsam besser. Im Schlafsaal ist es eisig kalt. Also tragen wir unsere Matratzen in den Aufenthaltsraum. Dieser hat mittlerweile eine angenehme Temperatur.





Wir öffnen die Eingangstür einen Spalt - Kohlenmonooxidabfluss-  und kippen ein Fenster - Rauchabzug. 
So ganz wohl fühlen wir uns zwar immer noch nicht - vielleicht wachen wir ja morgen auch nicht mehr auf? Aber ohne Ofen geht es auch nicht, dann erfrieren wir. 

Nachts müssen wir den Ofen zweimal neu anfeuern und wachen am nächsten Morgen um 5 Uhr lebendig auf. Glück gehabt. 

Wir packen unsere Sachen, räumen auf, frühstücken und machen uns dann auf den Weg zur Wildspitze. 

Im Dunkeln geht es über Geröll und Eis bis zur Leiter, die Leiter hinunter und auf die Gletscherzunge hinauf. Wir haben jetzt schon länger gebraucht als gedacht...
Auf der Gletscherzunge wird angefellt und dann machen wir die ersten Schritte mit den Tourenski. 
Wir verlassen den Mittelbergferner und müssen mehrere 100 Meter mit Ski in der Hand über Geröll zurück legen. Die Wildspitze präsentiert sich im Sonnenaufgang nahezu majestätisch. 
Auf einer Pistenraupenspur schnallen wir die Ski wieder an und beginnen den Aufstieg. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Die Spur ist komplett vereist, immer wieder rutschen die Ski. 
Erik verliert einen Ski und muss mehrere 100 Meter absteigen, um ihn wieder zu holen. 
Oli rutscht weg und rutscht mehrere Meter die Piste runter. Lena rutscht weg und kugelt die Piste runter. 
Schließlich lassen wir die Spur hinter uns und kommen im Tiefschnee an. Tiefschnee...Naja...Der Schnee ist gefroren und hart. 

Um 10 Uhr sind wir an der Bergstation der Mittelbergbahn. Eigentlich wollten wir hier schon vor 2 Stunden sein. 
Schweren Herzens brechen wir die Tour ab und fahren über den harten Schnee und das Eis wieder ab bis zur Talstation des Sesselliftes. Kurze Mittagspause und dann machen wir uns auf die Piste rauf. 


Ist zwar kein Gipfel, aber umsonst sind wir ja auch nicht da. Knappe 800 Meter geht es für uns die Piste rauf. Unterwegs werden wir aus dem Lift heraus ausgelacht. 

2 Stunden rauf und dann keine 5 Minuten hinunter. 

Am Sessellift schnallen wir ab und ziehen uns um. Raus aus den Skischuhen, rein in die Wanderschuhe.
Ski auf den Rucksack und dann wieder über die gesperrte Straße gute 2 Stunden Abstieg ins Tal. 

Auf dem Rückweg noch kurz einen Kaiserschmarrn essen und dann zurück nach Stuttgart. 


Fazit: Zu früh im Jahr für Skitour, zu warm tagsüber, zu kalt nachts, zu wenig Schnee. Wir haben uns komplett überschätzt und hätten nachts auf sterben können. Der Berg hat mal wieder gewonnen. War dumm aber geil. (Bitte nicht nachmachen!)

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On October 28th, 2022, we set off early in the morning in the direction of Pitztal - to the valley station of the Tiroler Gletscher Express.
We leave everything in the car for now - except for the skis, of course. We have borrowed touring ski sets and want to do the first ski tour of the season tomorrow (the first ski tour for Oli and Erik ever).

The Gletscher Express takes us to 2600 meters in 8 minutes. The sun is shining, it's already 9 plus 3 degrees. The slopes are groomed and there is 60cm of snow - but you can see that it's too warm. Away from the slopes there is significantly less snow, the natural snow line is almost 2700 meters.

The next gondola takes you further up to over 3000 meters. From here you can already see Sunday's destination - the Wildspitze.

First we get used to it, get to know the unfamiliar skis. The touring skis are longer and wider and have a larger radius than our normal skis.
It runs amazingly well and is a lot of fun.

However, from 11 a.m. the snow gets muddy and slushy. So we take the Glacier Express back down, have lunch and pack our things.

With backpack it goes back up. Ski down to the end of the snow and then with skis on your back to the Braunschweiger Hütte.

We get lost and have to go back to the starting point. Finally we go over the closed road and feel our way slowly in the direction of the glacier tongue.
We immediately overcome smaller crevasses of the glacier tongue (without equipment - do not copy it) and arrive at this ladder. Up the ladder and further up over scree, ice and mud and down to the Braunschweiger Hütte.
The winter room is easy to find and also looks very idyllic. Unfortunately there is no electricity. A quick search reveals a well-protected diesel generator - off. Well then there is no electricity.

It gets cold quickly and we turn on the stove. Mistake. Black smoke billows out of the stovepipe, and the lounge smokes up in seconds. The problem seems familiar because the smoke detector is already taped up.

We open the windows and think. It's too late to descend, too late to look for another hut.
So keep firing up the oven, open all the windows, close the door to the dormitory and hope.
The smoke is thick, scratches the lungs. We wrap ourselves in blankets and huddle by the stove. The smoke is slowly getting less and we dare to close the windows.

Maybe we have luck.

Melting snow for dinner and then still sitting in front of the stove and enjoying the couscous, still freezing. Maybe a bit rustic...

The smoking situation is slowly getting better. It's freezing cold in the dormitory. So we carry our mattresses into the lounge. It's at a comfortable temperature now.
We open the front door a crack - carbon monoxide drain- and tilt a window - smoke vent.
We still don't feel completely well - maybe we won't wake up tomorrow? But it doesn't work without an oven either, then we'll freeze to death.

At night we have to re-fire the stove twice and wake up alive at 5am the next morning. lucky.

We pack our things, tidy up, have breakfast and then make our way to the Wildspitze.

In the dark it goes over scree and ice to the ladder, down the ladder and up onto the glacier tongue. It's taken us longer than we thought...
Skinning is done on the glacier tongue and then we take the first steps with the touring skis.
We leave the Mittelbergferner and have to cover several 100 meters over scree with skis in hand. The Wildspitze presents itself almost majestically at sunrise.
We put on our skis again on a snow groomer track and start the ascent. This turns out to be more difficult than expected. The track is completely icy, the skis keep slipping.
Erik loses a ski and has to descend several hundred meters to retrieve it.
Oli slips away and slides several meters down the slope. Lena slips and rolls down the slope.
Finally we leave the trail behind and arrive in deep snow. Deep snow...well...the snow is frozen and hard.

At 10 a.m. we are at the mountain station of the Mittelbergbahn. Actually we wanted to be here 2 hours ago.
With a heavy heart we break off the tour and head back down over the hard snow and ice to the valley station of the chairlift. Short lunch break and then we head up the slopes.
It's not a summit, but we're not there for nothing. It's almost 800 meters up the slope for us. On the way we are laughed at from the elevator.

2 hours up and then less than 5 minutes down.

At the chairlift we unbuckle and change. Get out of your ski boots and into your hiking boots.
Skis on the backpack and then again on the closed road for a good 2 hours descent into the valley.

Eat a Kaiserschmarrn on the way back and then back to Stuttgart.


Conclusion: too early in the year for a ski tour, too warm during the day, too cold at night, not enough snow. We completely overestimated ourselves and could have died at night. The mountain has won again. Was stupid but cool. (Please, dont't try that!)

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