Um 6 Uhr am Sonntag klingelt der Wecker - ein relativ später Start für eine Hochtour.
Um 06.30 Uhr gibt es Frühstück: Buffet (Müsli, Brot, Obst, Apfelmus, Kaffee, Tee usw.).
Wir stopfen uns voll und machen uns währenddessen Sorgen um das Wetter. Es hat über Nacht nochmal ca. 10cm Neuschnee gegeben, die Sicht ist nahezu Null. Schaut man aus den Fenstern raus, dann sieht man nur eine weiße Wand.
Diese wird während des Frühstücks zum Glück etwas lichter. Die meisten anderen Seilschaften entscheiden sich trotzdem dafür direkt wieder abzusteigen.
Eine andere Seilschaft steigt mit uns auf.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Gletscher. Am Anfang ist der Weg noch relativ klar: vorbei am Steinmannerl. Danach wird es interessant. Wir finden keine Markierungen oder Steinmännchen mehr. Naja egal - den Gletscher fest im Blick, krabbeln und klettern wir durch das Geröllfeld.
Und kommen schließlich an der Gletscherzunge an.
Hier ziehen wir zunächst Schneeschuhe an und gehen in in die Seilschaft. Lena voraus, der Rest im Abstand von ca. 9 Metern, im Gänsemarsch hinauf.
Relativ schnell steigen wir auf die Steigeisen um. Es liegen zwar ca. 20 cm Schnee, aber das Eis darunter ist rutschig.
Mit den Steigeisen kommen wir gut voran. Sogar das Wetter scheint auf unserer Seite zu sein - langsam werden die Wolken weniger und die Sonne kommt raus.
Wir steigen weiter auf. Vor uns liegt der Gletscher, gestern noch Blankeis, heute überzogen von einer Schicht Powder.
Bald kommen wir an den ersten Spalten vorbei.
Dann werden es immer mehr Spalten. Wir folgen einer großen und tiefen Spalte.
Schließlich kommen wir an einen Punkt, wo wir die Spalten nicht mehr umgehen können. Über die Spalten hinüber heißt es jetzt. Insgesamt gilt es 4 Spalten zu überwinden.
Dies gelingt uns mit Hilfe von großen Schritten, Sprüngen und Schneebrücke. Vorsichtig und einzeln. Für die Meisten der Gruppe ist es das erste Mal auf einem richtigen Gletscher.
Wir überwinden die Spalten ohne Zwischenfälle und steigen weiter auf. Jetzt sogar in der Sonne.
Weiter oben kommen wir an eine kritische Stelle. Hier ist ein Spalte, noch tiefer als die anderen, fast vollständig mit Schnee bedeckt. Man sieht sie erst, wenn man eigentlich schon drauf steht.
Auch hier kommen wir ohne Zwischenfälle weiter und kämpfen uns weiter hinauf.
Eigentlich dachten wir, dass wir nach knapp 2h auf dem Gipfel stehen - wir sind mittlerweile 2,5h unterwegs...
Weiter geht es, immer hinauf. Der Gletscher wird langsam steiler. Wir kommen an eine Stelle mit über 45 Grad Steigung.
Hier ist nochmal höchste Aufmerksamkeit geboten. Auf allen Vieren überwinden wir auch diese Stelle und kommen schließlich am Materialdepot an.
Die Pickel lassen wir hier. Die letzten Meter geht es in leichter Kletterei hinauf - da brauchen wir beiden Hände.
Am kurzen Seil überwinden wir auch dieses letzte Hinderniss und stehen dann endlich auf dem Gipfel des Similaun, auf 3599 Metern.
Wir gönnen uns aber nur eine kurze Pause - ein paar Fotos und schnell was Essen. Der Abstieg ins Tal ist noch lang und das Wetter wird wieder schlechter.
Wir sammeln unsere Eispickel wieder ein und steigen ab. Zunächst noch laufend, später dann auf allen Vieren rückwärts krabbelnd.
Zurück über die Spalten, an der Gletscherzunge die Steigeisen ausziehen und von dort den (von hier aus) gut sichtbaren Markierungen folgend zurück zur Hütte.
Wir hatten mit 3,5/4h gerechnet und wollten eigentlich spätestens um 11 Uhr wieder zurück sein. Es ist kurz vor 14 Uhr.
Der Auf- und Abstieg hat uns über 6h gekostet.
Auf der Hütte wechseln wir erstmal die Klamotten - raus aus den Skisachen und rein in die Wandersachen - und verstauen das Material.
Dann schnell noch Mittagessen.
Um 14.30 Uhr machen wir uns an den Abstieg. Mittlerweile schneit es wieder.
Der Schneesturm wird immer heftiger, der Wind pfeift uns um die Ohren.
Wir brauchen knapp 2h zurück zur Martin-Busch-Hütte.
Hier ist das Wetter auch schlagartig deutlich besser. Kein Schnee mehr, weniger Wind.
Nochmal 2h und wir sind im Tal.
Ab ins Auto und auf nach Hause, unterwegs noch kurz anhalten und was essen.
0.30 Uhr kommen wir in Stuttgart an.
Was ein Tag!
Fazit: Eine anstrengende und lange Tour. Der Schnee hat den Gletscher deutlich begehbarer gemacht, trotzdem muss man aufmerksam und vorsichtig sein - überall Spalten, das Eis rutschig.
Das Wetter war nicht immer auf unserer Seite, aber im Großen und Ganzen hatten wir Glück damit.
Was wir im Mai nicht geschafft haben, haben wir jetzt erreicht. Wir sind erschöpft, aber glücklich.
Route
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The alarm clock rings at 6 a.m. on Sunday - a relatively late start for a high-altitude tour.
At 6:30 a.m. there is breakfast: buffet (muesli, bread, fruit, apple sauce, coffee, tea, etc.).
We stuff ourselves and worry about the weather in the meantime. There was about 10cm of fresh snow overnight, visibility is almost zero. If you look out of the windows, you only see a white wall.
Luckily, this gets a little lighter during breakfast. Most of the other rope teams still decide to descend straight away.
Another rope team ascends with us. Together we make our way to the glacier. At the beginning the path is relatively clear: past the Steinmannerl. After that it gets interesting. We no longer find markers or cairns. Well, it doesn't matter - we keep our eyes on the glacier, crawl and climb through the scree field.
And finally arrive at the glacier tongue.
Here we first put on snowshoes and go into the rope team. Lena ahead, the rest at a distance of about 9 meters, in single file up.
We switch to the crampons relatively quickly. There is about 20 cm of snow, but the ice underneath is slippery.
We make good progress with the crampons. Even the weather seems to be on our side - slowly the clouds are getting less and the sun is coming out.
We keep going up. In front of us lies the glacier, yesterday still bare ice, today covered with a layer of powder.
Soon we will pass the first crevasses .
Then there are more and more crevasses . We follow a large and deep fissure. Eventually we get to a point where we can't work around the crevasses anymore. Across the carasses it says now. In total there are 4 crevasses to overcome. We succeed in this with the help of big steps, jumps and snow bridges. Carefully and individually. For most of the group it is the first time on a real glacier.
We overcome the crevasses without incident and continue to climb. Now even in the sun.
Further up we come to a critical point. Here is a crevasse, even deeper than the others, almost completely covered with snow. You only see it when you actually stand on it.
Here, too, we make progress without incident and continue to fight our way up.
We actually thought that we would be on the summit after almost 2 hours - we've now been on the road for 2.5 hours...
It goes on, always up. The glacier is slowly getting steeper. We come to a point with an incline of over 45 degrees.
Again, the utmost attention is required here. We overcome this point on all fours and finally arrive at the material depot.
We'll leave the pimples here. The last few meters are easy climbs - we need both hands.
We also overcome this last obstacle on the short rope and finally stand on the summit of the Similaun, at 3599 meters.
But we only allow ourselves a short break - a few photos and something to eat quickly. The descent into the valley is still long and the weather is getting worse.
We collect our ice axes again and dismount. First still running, later crawling backwards on all fours.
Back over the crevasses, take off the crampons at the glacier tongue and from there follow the (from here) clearly visible markings back to the hut.
We had expected 3.5/4 hours and actually wanted to be back by 11 a.m. at the latest. It's just before 2 p.m. The ascent and descent took us over 6 hours.
At the hut we first change our clothes - out of the ski stuff and into the hiking stuff - and stow the material away. Then a quick lunch.
At 2.30 p.m. we start the descent. It's snowing again now. The snowstorm is getting heavier and the wind is howling around our ears. We need almost 2 hours back to the Martin-Busch-Hütte.
The weather is also suddenly much better here. No more snow, less wind. Another 2 hours and we are in the valley.
Get in the car and head home, stop and eat something on the way.
We arrive in Stuttgart at 0.30 a.m.
What a day!
Conclusion: A strenuous and long tour. The snow has made the glacier much more accessible, but you still have to be alert and careful - crevasses everywhere, the ice slippery.
The weather wasn't always on our side, but overall we were lucky.
We have now achieved what we failed to achieve in May. We are exhausted but happy.
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